ZKI Berlin-Adlershof
Das am 14. April 1754 gegründete Zinsgut Adlershof war mit seiner Maulbeerbaumplantage Teil der preußischen Bemühungen, eine heimische Seidenindustrie aufzubauen. Um 1800 lebten etwa 65 Menschen in Adlershof. Zur Erinnerung an diese Frühgeschichte steht noch heute im Umweltzentrum ein Maulbeerbaum. Die 1867 fertiggestellte Görlitzer Eisenbahn, deren Strecke am Rande von Adlershof verlief, erhielt 1874 hier eine Haltestelle.
Am 26.9.1909 wurde das Flugfeld Johannisthal als zweiter, deutscher Motorflugplatz und dritter der Welt eröffnet. 150.000 Menschen waren gekommen. Karl May war mit Ehefrau Klara dabei. Initiiert wurde die Anlage des Platzes von der privaten Deutschen Luftfahrtgesellschaft des Unternehmers Arthur Müller und des Majors Georg von Tschudi, die später in die Flug- und Sportplatz GmbH Berlin-Johannisthal aufging.
Im Jahre 1912 wurde auf Initiative von Graf Zeppelin auf der Westseite der Bahnanlagen, am Südrand des Flugfeldes Johannisthal, die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) gegründet, eine Vorgängerin des heutigen Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). 1917 wurde hier die erste DLR gegründet (Deutsche Luftreederei GmbH).
Siehe auch Flugplatz_Johannisthal (Link).
Zu den Pionieren rund um das Flugfeld gehörten die Firmen:
- Johannisthaler Filmgesellschaft AG
- Rumpler Luftfahrzeugbau – Flugzeugbau und Fliegerschule
- Fokker Aeroplanbau Flugzeugbau
- Ago Fluggesellschaft – Flugzeugbau und Fliegerschule
- Allgemeine Fliegerschule – Fliegerschule
- Jeannin Flugzeugbau – Flugzeugbau und Fliegerschule
- Luft-Verkehrsgesellschaft – Flugzeugbau und Fliegerschule
- Albatros-Werke – Flugzeugbau und Fliegerschule
- Bruno Hanuschke – Fliegerschule
- Harlan-Werke – Flugzeugbau und Fliegerschule
- Sport-Flieger GmbH – Flugzeugbau und Fliegerschule
- Paul Schwandt - Fliegerschule
- Flugmaschine Wright – Flugzeugbau und Fliegerschule
- Luftfahrerschule Berlin-Adlershof des Deutschen Luftflottenvereins
Von den hier ansäßigen Firmen wurden etwa 12.000 Flugzeuge (25% aller eingesetzten Maschinen) für den Einsatz im ersten Weltkrieg geliefert.
Nach dem ersten Weltkrieg wurde das Territorium zum Forschungs- und Entwicklungszentrum der deutschen Luftfahrtindustrie. Durch die Deutsche Versuchsanstalt für Luftfahrt (DVL) entstanden in dieser Zeit der Trudelturm, der Motorenprüfstand und der kleine Windkanal. Der große Windkanal wurde von 1932 bis 1934 erbaut. (Link).
Nach 1945 untersagte die sowjetische Besatzungsmacht jegliche, weitere Nutzung für militärische Zwecke und für die Luftfahrt. Das Flugfeld wurde vom Wachregiment "Feliks Dzierzynski" des MfS als Übungsplatz genutzt, (Link).
1946 wurde die "Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin" als eine Nachfolgeorganisation der 1700 von Gottfried Wilhelm Leibniz gegründeten "Kurfürstlich Brandenburgischen Sozietät der Wissenschaften" mit dem SMAD-Befehl Nr. 187 vom 1. Juli 1946 wieder eröffnet. Institute wurden der Raumnot gehorchend in leerstehenden Gebäuden des ehemaligen Motorflugplatzes Johannisthal-Adlershof angesiedelt.
Am 7. Oktober 1972 erfolgte die Umbenennung der "Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin" in "Akademie der Wissenschaften der DDR (AdW)". Die AdW in Adlershof aber blieb eine Barackensiedlung. Von den 22.000 Mitarbeitern der AdW arbeiteten zum Ende der DDR etwa 6.000 hier auf dem Gelände Adlershof.
Siehe auch Wikipedia AdW Berlin-Adlershof (Link)
Bild 1: 1989 war Adlershof eine Barackensiedlung im Grünen. Links oben erkennt man das erste Hochhaus in Adlershof.
Im ersten Hochhaus waren chemische Institute angesiedelt. Es wurde nach der Wiedervereinigung abgerissen. Der vorn zu erkennende Leichtbau mit dem grünen Dach steht etwa da, wo heute der Bessy-Flachbau steht. Das heutige Ernst-Ruska-Ufer war ein Plattenweg für die Grenzposten. Der Kanal war Grenzgebiet. Die Sanierung und Erweiterung des Straßennetzes begann 1994/95 (Bild) auf Basis des Bebauungsplanes von 1932.
Das 1969 von Prof. Völz gegründete "Zentralinstitut für Kybernetik und Informationsprozesse" wurde unter Prof. Kempe mit etwa 630 Mitarbeitern das zahlenmäßig stärkste Institut der Akademie der Wissenschaften der DDR. Der Neubau Adlershof (Geb.13.7, heute A.-Einstein-Str.16) zählte 1990 etwa 80 Mitarbeiter.
Das Gebäude 13.7 gehörte zu einem größeren Neubaukomplex, siehe Bild 2. Ursprünglich war geplant, den Stammsitz des ZKI von der Kurstraße 33 nach Adlershof zu verlagern. Dazu kam es bis zur "Wende" im November 1989 nicht mehr, weil die drei weiteren Gebäude noch nicht bezugsfertig waren.
Die Gebäude 13.9 und 13.10 wurden erst Jahre nach der Wende vom Adlershofer Innovations- und Gründerzentrum (IGZ: IZBM-GmbH, Dr. Raetz, Dr. Seiff, heute zur WISTA gehörend) übernommen und fertiggestellt. Ein Gebäude 13.8 war auf dem heutigen Parkplatz des Gebäudes 13.7 im Bau, dessen Fundamente wurden nach der Wende abgerissen.
Der Gebäudekomplex des ZKI war nach dem Institut für Kosmosforschung (IKF, heute wieder DLR) der dritte Neubau auf dem Territorium Adlershof. ZKI und IKF lagen nicht zufällig nebeneinander. Verschiedene Elektronikentwicklungen zu Kosmosprojekten des IKF kamen aus dem ZKI (z.B. die magnetische Speichertechnik aus dem Bereich 6 des ZKI um Prof. Völz). Auch einige Leiter im ZKI kamen aus dem IKF (z.B. Prof. Kempe, Prof. Rebel).
Bild 2: Zum Komplex des AdW-ZKI gehörten die drei 1988/89 erstellten Gebäude 13.7 (1), 13.9 (2) und 13.10 (3), (Bild Google-Maps). Gebäude 13.8 war auf dem heutigen Parkplatz des Gebäudes 13.7 im Bau, dessen Fundamente wurden nach der Wende abgerissen.
Am 1. April 1989 wurde das Gebäude 13.7 (1) eingeweiht. Die Gebäude (2) und (3) standen im Rohbau. Sie wurden erst nach der Wende vom Adlershofer Innovations- und Gründerzentrum (IGZ) übernommen und fertiggestellt.
Bild 3: Gebäude (1) nach der Rekonstruktion. DDR-Adresse: Berlin 1199, Rudower Chaussee 5, Geb.13.7; heute 12489 Berlin, Albert-Einstein-Str.16
Bild 4: Gebäude (3) nach Fertigstellung durch IZBM.
Das Gebäude war bis 2012 an Fraunhofer FIRST vermietetBild 5: Gebäude (2) nach Fertigstellung durch IZBM. Ursprünglich war es als Technikum des ZKI geplant.
Bild 6: Ehemalige AdW-ZKI-Gebäude (1), (2) und (3) von der Kekulestr, Ecke Rutherfordstraße aus gesehen
Bild 7: Gebäude 13.7 heute: Eingang Albert-Einstein-Strasse 16
Adlershof hatte 1989 viele kreative, junge Wissenschaftler. Nachdem die DDR-Wirtschaft komplett kollabierte, fanden sie schnell einen neuen Job in Westdeutschland. Übrig blieben etwa 1200 Professoren oder ältere, habilitierte Wissenschaftler. Mit dem im Einigungsvertrag festgeschriebenen Wissenschaftler-Integrationsprogramm (WIP) konnten viele gehalten werden. Sie gründeten Firmen, neue Forschungsinstitute oder wurden Hochschullehrer. Zwischen 1998 und 2003 wurden die naturwissenschaftlichen Institute der Humboldt-Universität nach Adlershof verlagert. Spätestens jetzt war das Eis gebrochen: Jede deutsche Technologiefirma, die etwas auf sich hielt, gründete nun eine Außenstelle in Berlin-Adlershof.
So entwickelte sich das ehemalige Gelände der Akademie der Wissenschaften der DDR Adlershof beachtlich weiter. Zählte man am Standort zum Ende der DDR 1990 rund 6000 Beschäftigte, arbeiten 2019 etwa 17.000 Menschen in Deutschlands modernstem Gründer- und Technologiezentrum. Adlershof wurde zu einem der größten Technologiezentren der Erde und zum wichtigsten Wissenschafts-, Wirtschafts- und Medienstandort der Region Berlin-Brandenburg.
Elf außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, sechs Institute der Humboldt-Universität, über 900 Firmen in modernen Technologie- und Gründerzentren sowie 8000 Studenten der Humboldt-Universität sind hier aktiv.
Siehe auch:
www.adlershof.de (Link)
Danksagung
Vielen Dank an Dr. Gerhard Raetz, der als Mitbegründer des "Innovations- und Gründerzentrums" (IGZ bzw. IZBM GmbH) an der territorialen Entwicklung Adlershofs beteiligt war und zu dieser Seite beitrug.
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