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ZKI Dresden

Überblick

Ein Vorläufer des Zentralinstituts war das 1955 an der Technischen Hochschule Dresden gegründete Institut für Regelungstechnik, geleitet von Heinrich Kindler [2]. Dort wurde industrienahe Forschung im Bereich der Automatisierungstechnik betrieben, so wurden das Steuerungssystem DRELOBA [BW67], sowie unter Leitung von Hans-Joachim Zander [3] das TRANSLOG-System [ZH63] und ein universelles Programmsystem zum rechnergestützten Entwurf digitaler Steuerungen RENDIS [ZH73] entwickelt.

1957 gründete die Deutsche Akademie der Wissenschaften (DAW) eine Arbeitsstelle für Regelungs- und Steuerungstechnik in Dresden, die 1962 zum Akademie-Institut wurde. Prof. Kindler leitete in Personalunion bis 1969 sowohl das Akademie-Institut als auch das TH-Institut für Regelungstechnik. Am Akademie-Institut arbeiteten u. a. Karl Reinisch, Heinz Töpfer, Siegfried Pilz, Hans-Joachim Zander und Georg Bretthauer.



ZKI Dresden. Postadresse Zeunerstr.38, 8027 Dresden; Haupteingang Haeckelstr.20 (Bild)

1969 wurde in Berlin das "Zentralinstitut für Kybernetik und Informationsprozesse" (ZKI) gegründet, dem das Dresdner "Institut für Regelungs- und Steuerungstechnik" als Institutsteil angeschlossen wurde. Der Dresdner Institutsteil wurde im Recknagelbau in der Haeckelstraße 20 auf dem Gelände der TU Dresden untergebracht (Bild).

Schwerpunkt der Arbeiten in Dresden lag viele Jahre bei Werkzeugen für den logischen Entwurf digitaler Schaltungen. Aber auch im theoretischen Bereich wurde nützliches vollbracht, man denke nur an grundlegende Arbeiten von Hans-Joachim Zander [ZH74], [ZH82], [ZH85], oder von Eberhard Oberst [EO71]. Gerade dieses kleine Büchlein förderte die Entwicklung von digitalen Schaltkreisen enorm.

In den 80er Jahren kamen Werkzeuge für den Entwurf digitaler Schaltkreise sowie der Entwurf digitaler Schaltkreise hinzu.

Die unter Prof. D. Eckhardt etablierte Arbeitstagung "Entwurf von Schaltsystemen" (seit 1972) (siehe z.B. [ZK82]) wurde mit dessen Auswanderung in die BRD (1986) beendet. Sie ging auf in der ersten Tagung "Schaltkreisentwurf" (1987) an der TU Dresden, Sektion 9, Prof. Elschner als Gemeinschaftsveranstaltung von MME, CZJ, TUD und AdW-ZKI.

Neben dem vom Halbleiterwerk Frankfurt/Oder von 1966 bis 1989 jährlich veranstalteten "Halbleitersymposium" (Link) waren dies die beiden wichtigsten Tagungen der Mikroelektronik in der DDR.

Einen Überblick über die Arbeiten im ZKI Dresden (ZKI ITD) gibt das Fragment [DE01]. Hier faßt der bis 1986 amtierende Institutsdirektor Prof. Eckhardt (auch Bereichsleiter 1) die Arbeiten im ZKI-Dresden mit Stand vor seinem Weggang 1986 die Arbeitsschwerpunkte zusammen. Nach dessen Weggang wurden aus dem Bereich 1 die Bereiche 1 und 2:

Der Bereich 2 widmete sich verstärkt den wirtschaftlichen Anforderungen in Form einer verstärkten Mitarbeit an Schaltkreisentwürfen, wie dem Nachbau des Schaltkreis-Satzes für K1820/1822. Diese Entwicklungen standen unter strengstem Geheimnisschutz VVS/GVS, sodaß kaum Informationen nach außen drangen. Selbst die Institutsleitung in Berlin erfuhr kaum Details.

Auch hatten andere Firmen und Institutionen (ZMD, MME, HFO, AdW-IMath, HU Berlin: HULDA) inzwischen viele eigene Konzepte entwickelt, sodaß die Rolle des ZKI-Dresden im Bereich der Werkzeugentwicklung (Tools) tendenziell schwand. Schwerpunkt blieb die Weiterentwicklung von KOSIM [PS90].

Etwa seit 1986 bot das ZMD (Zentrum für Mikroelektronik Dresden) zum Beispiel das geschlossene Entwurfssystem für CMOS-Gatearrays U5200 / U5300 "Archimedes" an. Es handelte sich um ein Komplettsystem aus Logiksimulation (KOSIM), Layoutgenerierung (Partitionierung, Positionierung, Platzierung) und Designrulecheck (DRC). Als Eingabesprache fand NBS84 aus dem AdW-IMath Verwendung.

Ebenfalls war schon 1986 die Unterstützung des ZMD für Standardzelltechnologien (U1500 / U1600) weitestgehend abgeschlossen. Auch hier baute man auf NBS84 mit KOSIM.

Hinzu kamen "West-Einkäufe" der besonderen Organe. So wurde unter DEC/VMS ein Software-Komplettpaket "DIES" für den Schaltkreisentwurf eingekauft [SK89]. Ob und inwiefern dieses Paket noch vor Ende der DDR zum Einsatz kam, ist unklar. Möglicherweise wurde es bei Robotron noch für die Schaltkreisentwicklungen zum K1820-System benutzt.

Das Problem sind vielfältigste Rückwirkungen der Software mit speziellen Besonderheiten der Technologie und Interessen der Entwickler, sodaß man davon ausgehen konnte, daß es noch ein bis zwei Jahre gedauert hätte, ehe DIES für spezielle Entwicklungen anwendbar gewesen wäre.

Andererseits standen zur Wende 1990 bereits Cadence und Mentor mit UNIX-Paketen und SUN-Workstations in den Startlöchern, um den IC-CAD Markt zu überrollen. Aber diese Entwicklung blieb vor der Wende unbemerkt.

Da aber sowohl Gatearray-Entwurf, als auch Standardzell-Entwurf durch Software von ZMD und ZKI-D inzwischen umfassend bedient wurden und sich auch das Full-Custom Design inzwischen fast vollständig auf Standardzellen mit wenigen eigenen Baublöcken profiliert hatte, bleibt anzunehmen, daß DIES ein Fehlkauf war.

So wurde der letzte und größte Prozessor-IC der DDR (Eigenentwurf) von Gerhard Kutschke und Mitstreitern [KS87], [KS88], [KS90] am ZKI-Berlin mit dem Standardzellen-Entwurfssystem U1600 unter NBS84 und KOSIM [PS90] entwickelt. Erste Rechnervernetzungen unter DEC-VMS machten den Austausch von Emails, Daten und Programmen einfacher [EM88].

Auch waren Teile der DIES-Software bereits nicht mehr zeitgemäß. So erinnere ich mich daran, daß dem DIES-Paket ein PSPICE-Original im Fortran-Quellcode beilag. Da aber spätestens seit 1985 in der DDR mit NIFAN [RR90] gearbeitet wurde, und NIFAN eine klare, hierarchische Struktur aufwies, bekam auch PSPICE keine Chance einer Anwendung. Dank fehlender Kompetenz der Einkäufer wurde mit DIES wohl viel Westgeld ("Valuta") verbrannt.






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