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ZKI Kurstraße 33

Das ZKI-Gebäude war damals von einer gewissen Mystik umgeben. Es lag direkt im Gebäudekomplex des Zentralkommitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (ZK der SED). Der Hof durfte nicht betreten werden.

Aus Berlin-Adlershof kommend, konnten die Adlershofer ZKI-Mitarbeiter im Jahre 1981 in dieses bereits fertige Gebäude umziehen. Zum ZKI gehörte auch das um die Ecke in der "Kleinen Kurstraße" gelegene Gebäude, siehe Bild 5 und 6, in welchem die Bibliothek untergebracht wurde. Die U-Bahn-Stationen Spittelmarkt und Hausvogteiplatz lagen in der Nähe.

Die Ausstattung des Gebäudes war für Akademiker ungewöhnlich vornehm, man hatte sogar kupferfarben bedampfte Fensterscheiben und Jalousien eingebaut, um die Sonneneinstrahlung im Sommer zu reduzieren. Auch die von einem Kunstschmied gestaltete Eingangstür war bemerkenswert.


Bild 1: Hauptgebäude Kurstr. 33, 1086 Berlin, Blick vom Spindlerbrunnen

Holzfurniere und Steinfußböden zierte Konferenzräme und das Eingangsportal. Allerdings gab es von Anbeginn Platzmangel. Gegen 1987 waren alle kleineren Konferenzräume mit Arbeitsplätzen belegt [15].

Nur der große Saal blieb offen. Wenn ich mich recht erinnere, lag dessen Rückseite direkt an der Rückseite eines (oder des) Konferenzsaales des Zentralkomitees. Die Mitarbeiter machten darüber Witzchen.

Der Eingang zum U-Bahnhof Spittelmarkt, wie auch das Großrestaurant "Ahornblatt" (Link) waren nicht weit entfernt, gegenüber auf der Gertraudenstraße. Es stellte mit seinem fünfeckigen Dach in Form eines Ahornblattes eine markante Sehenswürdigkeit dar.

Mit 5400 Quadratmetern wurde das Ahornblatt im Juli 1973 zu den X. Weltfestspielen eröffnet (Link). Das seit 1995 unter Denkmalschutz stehende Gebäude wurde von der Stadt 1997 für 29 Mio. DM verkauft und im Juli 2000 abgerissen. Jetzt steht an gleicher Stelle ein unscheinbares Hotel.

Viele Mitarbeiter bevorzugten dieses Selbstbedienungsrestaurant, dort konnte man schnell und preiswert essen.


Bild 2: Eine Stadtplan von 1988 zeigt das fünfeckige Ahornblatt als Fischerinsel Nr.12 (mit Weinglas). Es wurde 2000 abgerissen. Grüne Filzstiftlinien zeigen eigene Stadtrundfahrten für Gäste.

Die Kantine des Zentralkomitees der SED durften wir theoretisch benutzen. Allerdings war nur von zwei Mitarbeitern bekannt, daß sie jemals einen Passierschein beantragten und diese Möglichkeit erkundeten. Zu gespenstisch war die Atmosphäre im ZK. Dort ging niemand freiwillig hinein. Auch war die Beantragung eines Passierscheins in meiner Erinnerung monatlich zu erneuern und mit Fragen und Auflagen verbunden.


Bild 3: Sicht von der Kurstraße auf das Hauptgebäude (2008) des ZKI

Bild 4: Haupteingang mit Kunstschmiedearbeit

Bild 5: AdW-ZKI-Gebäude (rechts unten, hellbraunes Dach) im Ensemble der Gebäude des ZK der SED. (Bildquelle: Google Earth)

Bild 6: AdW-ZKI-Gebäude - Blick in den betonierten, verbotenen Innenhof mit vier Meter hohen Mauern. Vielleicht hatte man Angst vor Maulwürfen? (Bildquelle: Google Earth).

Unter den ZKI-Mitarbeitern ging das Gerücht um, daß das Gebäude Kurstr. 33 als Krankenhaus des Zentralkomitees der SED geplant war. Dieser Plan soll zu den westlichen Medien durchgesickert sein. Nach Enthüllung des Plans wurde das Gebäude der AdW angeboten, das ZKI erhielt den Zuschlag. Man konnte 1981 einziehen.

Leider ist im Internet keine Quelle zu finden, die dieses Gerücht bestätigen könnte. Allerdings war es schon merkwürdig, daß das Gebäude mit allen Räumlichkeiten bei Bezug bereits fast fertig war, an dessen Planung aber kein ZKI-Mitarbeiter mitwirkte.

Zitat aus [15] S.25 (PDF S.30): "Auf Beschluß des Sekretariats des ZK der SED vom 20. August 1979 wurde ... der Gebäudekomplex Kurstraße/ Spittelmark der AdW zur Nutzung übergeben." Der Nutzungsvertrag enthielt eine Reihe von einschränkenden Klauseln, wie zum Beispiel:

Stellt sich abschließend die Frage, für welche Aufgabe dieses Gebäude eigentlich konzipiert worden war.

Inzwischen ist aus dem "Zentralkomitee der SED" das "Amt für auswärtige Angelegenheiten" geworden. Vielleicht weil der Platz für die vielen, neuen Mitarbeiter nicht ausreicht, wird das ZKI-Gebäude von 2021 bis 2028 für 167 Mio. Euro umgebaut, siehe (Link). Schade um das schöne Gebäude. Aber auf 11400 m² Nutzfläche lassen sich sicherlich an die tausend neue Mitarbeiter des auswärtigen Amtes unterbringen.




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