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Einige Anmerkungen zum Aufsatz [1]
von Dr. Dieter Oertel

Autor: Prof. Dr. sc. Volker Kempe
(Institutsdirektor des AdW-ZKI von 1977 bis 1990)

Ergänzend ein paar Worte zur Publikation von Dr. Oertel, die insgesamt eine akribische Zusammenschau der meisten Aktivitäten des IE darstellt.

Ein wenig zu kurz kommt nach meinem Dafürhalten die im Zusammenhang mit den MKF6-Projekt entstandenen umfangreichen Bemühungen vor allem der sowjetische Kollegen zur Schaffung einer wesentlich breiteren Basis zur Fernerkundung der Erde. Diese sollte weit über die mühsame und aufwendige fotografische Aufnahmetechnik vom Satelliten hinausgehen und sich auf rein elektronische Bildaufnahmesysteme mit Direktübertragung der meist mit Linear- oder Matrixscanner gewonnenen Rohdaten zu Empfangsstationen mit anschließender Verbreitung bei den verschiedensten Anwendern stützen.

Ein Schlüsselelement zur Nutzung dieser Daten waren noch zu konzipierende, leistungsfähige Bildverarbeitungssysteme, für die es in Anbetracht der damals noch extrem beschränkten Leistungsfähigkeit elektronischer Bauelemente nicht nur grundlegende Fragen der fehlertoleranten Datenrepräsentation, der möglichst aufwandsarmen Extraktion von Bildmerkmalen mit Hilfe von Spezialprozessoren, der Generierung von nutzerfreundlichen Darstellungen usw. zu lösen galt, sondern für die auch eine Reihe technisch anspruchsvoller Aufgaben wie Automatisierung verschiedener Entwurfsprozesse, Gestaltung von Interaktionsmitteln usw. zu bewältigen waren.

Mich faszinierten damals diese Herausforderungen, die eine enge Verknüpfung von Grundlagen- und angewandter Forschung darstellten. Mit meinem Übergang zum ZKI ergaben sich die Möglichkeiten für den Aufbau eines entsprechenden Forschungspotentials und für die Gestaltung entsprechender Projekte, die u.a. in die Entwicklung eines leistungsfähigen und in die Produktion beim Kombinat Robotron überführten Bildverarbeitungssystems A647x mündeten [2], das für Aufgaben der Fernerkundung aber auch in anderen Bereichen wie Medizin, Industrie, Landwirtschaft u.a. eingesetzt wurde. Ein umfangreiches Programmpaket zur interaktiven Bidverarbeitung war Grundlage für die schnelle Erschließung verschiedenster praktischer Anwendungen.

Die Entwicklung des Systems wurde u.a. mit dem Nationalpreis 1. Klasse gewürdigt.

Pioniere dieser Arbeiten waren u.a. Prof. Dr. Wolfgang Wilhelmi und Prof. Dr. Burkhard Rebel sowie weitere Kollegen, die hier kaum alle genannt werden können.

Im ZKI wurden neben diesen Arbeiten weiterhin eine Reihe von Projekten zur Schaffung kosmos-technischer Mittel wie z.B. zur magnetischen Dünnschichtspeichertechnik für den Satelliteneinsatz durchgeführt (Prof. Dr. Völz, Dr. Weide u.a.).

Zitat aus Wikipeda:

Zur Bildverarbeitung im ZKI wurde in mehreren Richtungen geforscht und entwickelt.

So wurden in der Forschungsrichtung "Künstliche Intelligenz" schon recht früh KI-basierte Methoden der Objektklassifikation u.a. am Beispiel von Algorithmen zur automatischen Fingerabdruckerkennung entwickelt.

Ab etwa 1977-78 kamen grundlegende Arbeiten zu allgemeinen Methoden und Algorithmen der Merkmalsextraktion und Objekterkennung an Hand von Bildinformation dazu, die u.a. im o.g. Bildverarbeitungssystem ihren praktischen Niederschlag fanden. Vielfältige Anwendungsbereiche wie visuelle Inspektion auch mit holographischen Methoden oder visuell gestützte Konstruktionsmethoden konnten in der Folgezeit zunehmend auch mit immer leistungsfähiger werdenden Universalrechnern erschlossen werden. Forschungen zur Computer-Graphik rundeten das Spektrum ab.

Führende Persönlichkeiten der damaligen Forschungen auf dem Gebiet der Bildverarbeitung waren - um nur einige zu nennen - Prof. Wilhelmi, Prof. Rebel, Prof. Fritsch, Prof. Unger, Dr. Saedler und Prof. Osten.

Im Ergebnis war die fachliche Ausrichtung des Zentralinstitut für Kybernetik und Informationsprozesse (AdW-ZKI) auf die Entwicklung von Bildverarbeitungssystemen aller Art eine direkte Folge von Anforderungen aus den sowjetischen Kosmosprogrammen.

Nach der Wende wurden viele Arbeiten zur Bildverarbeitung in mehreren Industrie- und Forschungseinrichtungen sowie in einigen Spin Offs durch dorthin gewechselte ZKI-Mitarbeiter erfolgreich weitergeführt.


Quellen

[1] Oertel, Dieter: Wer prägte das Institut für Elektronik der Akademie der Wissenschaften der DDR? Zum 50. Jahrestag der Gründung des Instituts für Elektronik. Leibniz Online, Nr. 49 (2023) vom 1. Juni 2023, Zeitschrift der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin e.V., ISSN 1863-3285, DOI: 10.53201/LEIBNIZONLINE49 (Link), Archiv (PDF)

[2] Kempe u.a.: Bildverarbeitungssystem A 647x. "rechentechnik und datenverarbeitung", 19. Jahrgang, September 1982, Verlag "Die Wirtschaft" Berlin (DDR). Autoren: Prof. Dr. Volker Kempe, Dr. Burghard Rebel, Dr. Wolfgang Wilhelmi (Zentralinstitut für Kybernetik und Informationsprozesse der Akademie der Wissenschaften), Felix Kenner, Dr. Werner Schulze (VEB Kombinat Robotron)




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Created 13.9.2023
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